Es ist noch nicht so lange her, da konnte ich ziemlich unverblümt behaupten, daß ich in meinem Umfeld keine Personen kenne, die an Verschwörungserzählungen glauben oder diese sogar verbreiten. Und wenn es diese Personen doch gab, so fand der Hang zu alternativen Wahrheiten, Mythen oder „interessanten“ Ansichten wohl nur im Verborgenen statt.
Meine persönlichen Berührungspunkte mit diesem scheinar grassierenden Wesen beliefen sich auf Hörensagen, Medienberichte oder Meldungen aus den sozialen Netzwerken, wo ja so manches kursiert, das nicht wirklich von Belang ist. Ende 2018 sollte sich das ändern, denn ich wurde zufällig für die Materie sensibilisiert.
Seit ich in Berlin lebe, kann ich auf eine Historie skurriler oder erheiternder Anekdoten im Taxi zurückblicken, die sich zumeist aus dem Gespräch mit den Fahrer*innen ergeben. An diesem Tag fuhr mich ein sympathischer Mann, Mitte Dreißig, der sich eindeutig als Sorte redselige Fahrer outete. Mein erstes Augenmerk fiel auf eine bläulich schimmernde Trinkflasche, die Kristalle zu enthalten schien. Auskunftsfreudig erklärte er mir, dass er ausschließlich sein eigenes aufbereitetes und gereinigtes Wasser trinke und dafür eben diese mobile, leuchtende Apparatur im Auto brauche. Okay, dachte ich, schon mal gehört – und wenn es ihm damit besser geht. Doch damit nicht genug. Erstaunlicherweise hegte der vierfache Familienvater tatsächlich große Zweifel an der Qualität unseres Trinkwassers und schien sich schützen zu müssen. Schwer zu beschreiben, wie sich unser Gespräch weiter entwickelte auf jener längeren Fahrt. Wissbegierig erkundigte ich mich, was denn seine Besorgnis auslöse? Und plötzlich befand ich mich inmitten eines Vortrags über „Chemtrails“ und allgegenwärtige Manipulationen sowie der Annahme, dass die Erde eine Scheibe sei. Einen leicht ironischen oder zumindest ungläubigen Unterton konnte ich mir wohl nicht verkneifen, als ich mich erkundigte, wer denn nun mit die da oben… gemeint sei? Von meiner Skepsis völlig unbeeindruckt, blieb er mir eine konkrete Antwort jedoch schuldig. Vielmehr reichte ihm die Gewissheit, solange alles anzweifeln zu dürfen, bis man ihn vom Gegenteil überzeugt hätte. Im Falle der Erdkrümmung hätte es also einer aufwendigen, langen Reise oder einer Atmosphären-Mission bedurft, um den Beweis anzutreten.Welche Quellen in diesem Zusammenhang als verlässlich galten, blieb leider ebenfalls vage. Während unseres Gesprächs wurde mir jedoch bewusst, dass auch eine Taxifahrt vom Anfang bis zum Ende der Erde nicht ausgereicht hätte, um befriedigende Antworten zu erhalten. Außerdem fehlte mir für geistesgegenwärtige Antworten beim Erstkontakt mit Verschwörungserzählungen damals schlichtweg die Schlagfertigkeit.
Einige Jahre später und inmitten einer die Welt in Atem haltenden Pandemie muß ich feststellen, dass die Ansicht seltene Begegnung mit Verschwörungsgläubigen nicht mehr bloß als Randerscheinung oder kauzige Eigenheit einer hoch diversifizierten urbanen Gesellschaft anzusehen ist. Etwas hatte sich verändert – oder kam es mir nur so vor? Unversehens hatten alternative Wahrheiten Einzug in unseren Alltag genommen, schienen mitunter so dominant, dass man selbst mit Mühe nicht mehr die Augen und Ohren davor verschließen konnte. Nicht nur bot das Netz grenzenlose und vielfältige Verbreitungsmöglichkeiten. Überall im Land häuften sich Demonstrationen mit einer beispiellosen Heterogenität unter den Teilnehmenden, deren einzige Gemeinsamkeit die mangelnde Distanz zu einer fragwürdigem und dem rechten Spektrum zugeschriebener Gesinnung zu sein schien. Auf dem Schulweg wurden mein Sohn und ich ungefragt von einem besorgten Bürger darauf hingewiesen, dass Maskentragen an der frischen Luft gesundheitsschädlich sei. Obwohl ich so gut wie keine sozialen Netzwerke nutzte, fanden immer wieder Links zur Pandemie, wie das Bekämpfen des Virus mit heißer Föhnluft oder das heimliche Verimpfen von Mikrochips ihren Weg in private Chatgruppen und Elternabende. Waren denn auf einmal alle verrückt geworden und musste ich mich in meinem engeren Bekanntenkreis nun ernsthaft sorgen, dass nun einige der Querdenker-Bewegung nahestünden? Auf die Entstehung einer diffusen Anzahl von Splittergruppen, die aus sehr unterschiedlichen Motiven ihrer Verunsicherung, Sorge oder auch Wut Ausdruck verleihen wollten, kann ich hier nicht genauer eingehen. Hierzu gibt es etliche aufschlussreiche Quellen, so kann man es zum Beispiel in dem fantastisch recherchierten, sechsteiligen Podcast Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen? nachhören.
Mein Interesse gilt einem anderen Phänomen, das vordergründig erst einmal harmlos erscheint und einer möglichen Eskalation vorgelagert ist. Ich spreche von dem Phänomen des Besserwissens, das für sich genommen erst einmal gar kein Phänomen sondern zunächst einmal eine reine Beobachtung ist. Eine Beobachtung, die zur Feststellung avanciert und dann ergebnisoffen entweder bewahrheitet oder entkräftet werden kann. Ich selber verwende den Begriff Besserwisser gern spielerisch, indem ich mein besseres Wissen anbringe, es aber immer mit einem vielleicht etwas irreführenden Dementi versehe, wonach es sich dabei allenfalls nur um gefährliches Halbwissen handele. Dieser für mich typische Charakterzug des manierierten Understatements oder das Eingeständnis, dass ein gesundes Maß an Zweifel und Abklärung der Faktenlage durchaus angemessen ist, bietet im Idealfall den Nährboden für einen angeregten Diskurs. Richten wir nun den Fokus auf ein spezifisches Besserwissertum, das sich einem möglichen Widerspruch am liebsten entziehen oder diesen sogar ausschließen möchte. Diesbezüglich erklärte mir ein Bekannter aus vergangenen Tagen den für ihn eklatanten Unterschied, der hier noch von Bedeutung sein soll. So gab er freimütig zu, ein Besserwisser zu sein, befand diese Bezeichnung aber als zu negativ konnotiert und bevorzugte hingegen den Begriff Richtigstellen. Im Gegensatz zum Besserwissen, das ja wie in einer Endlosschleife durch erneutes besseres Wissen ergänzt und widerlegt werden kann, versprach das Wort Richtigstellen einen mithin unwiderruflichen Deutungsanspruch. Vordergründig impliziert es, dass die vorherige Aussage oder Annahme nicht bloß ergänzt werden müsse, sondern schlichtweg falsch sei und daher nach Richtigstellung verlange. Darin liegt gewissermaßen eine vehemente Forderung, eine Rechtfertigung, die vermeiden soll, einer falschen Wahrheit aufgesessen zu sein. Seinerzeit fasste ich die Bemerkung des ehemaligen Bekannten scherzhaft auf, musste aber schon bald feststellen, dass diese Anschauung ausgemachter und grundlegender Bestandteil seiner Haltung war.
Nicht selten enden unumstößliche Denkweisen, wie die des Bekannten in Verschwörungserzählungen, was mich dazu bewog mich aus Gründen zu distanzieren. Für die Anhänger eröffnet sich indessen ein schier unendliches Spektrum an Wissenschaftsskepsis, abweichenden Erklärungsversuchen, potentiellen Feindbildern sowie ein unüberschaubares Maß an Lösungsansätzen, die von Esoterik bis Bürgerkrieg reichen. Konsequentes Misstrauen und eine anhaltende nivellierende Haltung Fakten gegenüber ermöglichen die Schaffung alternativer Information und eigener Fakten. Wenn nur noch alternative Fakten gelten, wird die Ausnahme von der Regel zum Regelfall erklärt, was schlußendlich zu Desinformation führt. Der Anspruch anhand von besserem Wissen alle quälenden Fragen der Menschheit richtigstellen zu können gleicht zwar einer Allmachtsphantasie,, entspricht aber tatsächlich dem Entwurf einer eigenen Wirklichkeit.
Etliche Menschen können von der leidvollen Erfahrung berichten, die es unmöglich macht, eine sachliche oder zumindest gemeinsame Gesprächsbasis herzustellen. Eine Antwort schuldig zu bleiben, Fragen zurückzustellen, den Gedanken und möglichen Antworten Zeit zu geben und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass auch elementare Lösungen erst einmal ausbleiben, sind ein zentraler Ausgangspunkt für nachhaltigen Diskurs. Eine vernachlässigte Tugend in einer hoch komplexen und rasant schnellen Welt, die viele unter uns verzweifeln oder fortwährend zweifeln lässt.
In Erich Kästners Roman Der Gang vor die Hunde heißt es Lass Dir öfter mal etwas sagen, was Du nicht hören willst! Es geht darum, wahrhaftig hin zu hören und das Gesagte zu reflektieren, um die Vielschichtigkeit in ihrer Komplexität zu begreifen. Dem Zitat möchte ich ergänzend hinzufügen, dass es ein bedeutungsvoller Wesenszug sein kann, nicht immer das letzte Wort zu haben. Wem das schwerfällt, möchte ich eine von mir sehr geschätzte Formel ans Herz legen, die eine hitzige und vor allem nicht enden wollende Diskussion auf liebevolle Weise zum Erliegen bringt: Let’s agree to disagree.
Besserwisser: Der Entwurf einer anderen Wirklichkeit?
Es ist noch nicht so lange her, da konnte ich ziemlich unverblümt behaupten, daß ich in meinem Umfeld keine Personen kenne, die an Verschwörungserzählungen glauben oder diese sogar verbreiten. Und wenn es diese Personen doch gab, so fand der Hang zu alternativen Wahrheiten, Mythen oder „interessanten“ Ansichten wohl nur im Verborgenen statt.
Meine persönlichen Berührungspunkte mit diesem scheinar grassierenden Wesen beliefen sich auf Hörensagen, Medienberichte oder Meldungen aus den sozialen Netzwerken, wo ja so manches kursiert, das nicht wirklich von Belang ist. Ende 2018 sollte sich das ändern, denn ich wurde zufällig für die Materie sensibilisiert.
Seit ich in Berlin lebe, kann ich auf eine Historie skurriler oder erheiternder Anekdoten im Taxi zurückblicken, die sich zumeist aus dem Gespräch mit den Fahrer*innen ergeben. An diesem Tag fuhr mich ein sympathischer Mann, Mitte Dreißig, der sich eindeutig als Sorte redselige Fahrer outete. Mein erstes Augenmerk fiel auf eine bläulich schimmernde Trinkflasche, die Kristalle zu enthalten schien. Auskunftsfreudig erklärte er mir, dass er ausschließlich sein eigenes aufbereitetes und gereinigtes Wasser trinke und dafür eben diese mobile, leuchtende Apparatur im Auto brauche. Okay, dachte ich, schon mal gehört – und wenn es ihm damit besser geht. Doch damit nicht genug. Erstaunlicherweise hegte der vierfache Familienvater tatsächlich große Zweifel an der Qualität unseres Trinkwassers und schien sich schützen zu müssen. Schwer zu beschreiben, wie sich unser Gespräch weiter entwickelte auf jener längeren Fahrt. Wissbegierig erkundigte ich mich, was denn seine Besorgnis auslöse? Und plötzlich befand ich mich inmitten eines Vortrags über „Chemtrails“ und allgegenwärtige Manipulationen sowie der Annahme, dass die Erde eine Scheibe sei. Einen leicht ironischen oder zumindest ungläubigen Unterton konnte ich mir wohl nicht verkneifen, als ich mich erkundigte, wer denn nun mit die da oben… gemeint sei? Von meiner Skepsis völlig unbeeindruckt, blieb er mir eine konkrete Antwort jedoch schuldig. Vielmehr reichte ihm die Gewissheit, solange alles anzweifeln zu dürfen, bis man ihn vom Gegenteil überzeugt hätte. Im Falle der Erdkrümmung hätte es also einer aufwendigen, langen Reise oder einer Atmosphären-Mission bedurft, um den Beweis anzutreten.Welche Quellen in diesem Zusammenhang als verlässlich galten, blieb leider ebenfalls vage. Während unseres Gesprächs wurde mir jedoch bewusst, dass auch eine Taxifahrt vom Anfang bis zum Ende der Erde nicht ausgereicht hätte, um befriedigende Antworten zu erhalten. Außerdem fehlte mir für geistesgegenwärtige Antworten beim Erstkontakt mit Verschwörungserzählungen damals schlichtweg die Schlagfertigkeit.
Einige Jahre später und inmitten einer die Welt in Atem haltenden Pandemie muß ich feststellen, dass die Ansicht seltene Begegnung mit Verschwörungsgläubigen nicht mehr bloß als Randerscheinung oder kauzige Eigenheit einer hoch diversifizierten urbanen Gesellschaft anzusehen ist. Etwas hatte sich verändert – oder kam es mir nur so vor? Unversehens hatten alternative Wahrheiten Einzug in unseren Alltag genommen, schienen mitunter so dominant, dass man selbst mit Mühe nicht mehr die Augen und Ohren davor verschließen konnte. Nicht nur bot das Netz grenzenlose und vielfältige Verbreitungsmöglichkeiten. Überall im Land häuften sich Demonstrationen mit einer beispiellosen Heterogenität unter den Teilnehmenden, deren einzige Gemeinsamkeit die mangelnde Distanz zu einer fragwürdigem und dem rechten Spektrum zugeschriebener Gesinnung zu sein schien. Auf dem Schulweg wurden mein Sohn und ich ungefragt von einem besorgten Bürger darauf hingewiesen, dass Maskentragen an der frischen Luft gesundheitsschädlich sei. Obwohl ich so gut wie keine sozialen Netzwerke nutzte, fanden immer wieder Links zur Pandemie, wie das Bekämpfen des Virus mit heißer Föhnluft oder das heimliche Verimpfen von Mikrochips ihren Weg in private Chatgruppen und Elternabende. Waren denn auf einmal alle verrückt geworden und musste ich mich in meinem engeren Bekanntenkreis nun ernsthaft sorgen, dass nun einige der Querdenker-Bewegung nahestünden? Auf die Entstehung einer diffusen Anzahl von Splittergruppen, die aus sehr unterschiedlichen Motiven ihrer Verunsicherung, Sorge oder auch Wut Ausdruck verleihen wollten, kann ich hier nicht genauer eingehen. Hierzu gibt es etliche aufschlussreiche Quellen, so kann man es zum Beispiel in dem fantastisch recherchierten, sechsteiligen Podcast Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen? nachhören.
Mein Interesse gilt einem anderen Phänomen, das vordergründig erst einmal harmlos erscheint und einer möglichen Eskalation vorgelagert ist. Ich spreche von dem Phänomen des Besserwissens, das für sich genommen erst einmal gar kein Phänomen sondern zunächst einmal eine reine Beobachtung ist. Eine Beobachtung, die zur Feststellung avanciert und dann ergebnisoffen entweder bewahrheitet oder entkräftet werden kann. Ich selber verwende den Begriff Besserwisser gern spielerisch, indem ich mein besseres Wissen anbringe, es aber immer mit einem vielleicht etwas irreführenden Dementi versehe, wonach es sich dabei allenfalls nur um gefährliches Halbwissen handele. Dieser für mich typische Charakterzug des manierierten Understatements oder das Eingeständnis, dass ein gesundes Maß an Zweifel und Abklärung der Faktenlage durchaus angemessen ist, bietet im Idealfall den Nährboden für einen angeregten Diskurs. Richten wir nun den Fokus auf ein spezifisches Besserwissertum, das sich einem möglichen Widerspruch am liebsten entziehen oder diesen sogar ausschließen möchte. Diesbezüglich erklärte mir ein Bekannter aus vergangenen Tagen den für ihn eklatanten Unterschied, der hier noch von Bedeutung sein soll. So gab er freimütig zu, ein Besserwisser zu sein, befand diese Bezeichnung aber als zu negativ konnotiert und bevorzugte hingegen den Begriff Richtigstellen. Im Gegensatz zum Besserwissen, das ja wie in einer Endlosschleife durch erneutes besseres Wissen ergänzt und widerlegt werden kann, versprach das Wort Richtigstellen einen mithin unwiderruflichen Deutungsanspruch. Vordergründig impliziert es, dass die vorherige Aussage oder Annahme nicht bloß ergänzt werden müsse, sondern schlichtweg falsch sei und daher nach Richtigstellung verlange. Darin liegt gewissermaßen eine vehemente Forderung, eine Rechtfertigung, die vermeiden soll, einer falschen Wahrheit aufgesessen zu sein. Seinerzeit fasste ich die Bemerkung des ehemaligen Bekannten scherzhaft auf, musste aber schon bald feststellen, dass diese Anschauung ausgemachter und grundlegender Bestandteil seiner Haltung war.
Nicht selten enden unumstößliche Denkweisen, wie die des Bekannten in Verschwörungserzählungen, was mich dazu bewog mich aus Gründen zu distanzieren. Für die Anhänger eröffnet sich indessen ein schier unendliches Spektrum an Wissenschaftsskepsis, abweichenden Erklärungsversuchen, potentiellen Feindbildern sowie ein unüberschaubares Maß an Lösungsansätzen, die von Esoterik bis Bürgerkrieg reichen. Konsequentes Misstrauen und eine anhaltende nivellierende Haltung Fakten gegenüber ermöglichen die Schaffung alternativer Information und eigener Fakten. Wenn nur noch alternative Fakten gelten, wird die Ausnahme von der Regel zum Regelfall erklärt, was schlußendlich zu Desinformation führt. Der Anspruch anhand von besserem Wissen alle quälenden Fragen der Menschheit richtigstellen zu können gleicht zwar einer Allmachtsphantasie,, entspricht aber tatsächlich dem Entwurf einer eigenen Wirklichkeit.
Etliche Menschen können von der leidvollen Erfahrung berichten, die es unmöglich macht, eine sachliche oder zumindest gemeinsame Gesprächsbasis herzustellen. Eine Antwort schuldig zu bleiben, Fragen zurückzustellen, den Gedanken und möglichen Antworten Zeit zu geben und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass auch elementare Lösungen erst einmal ausbleiben, sind ein zentraler Ausgangspunkt für nachhaltigen Diskurs. Eine vernachlässigte Tugend in einer hoch komplexen und rasant schnellen Welt, die viele unter uns verzweifeln oder fortwährend zweifeln lässt.
In Erich Kästners Roman Der Gang vor die Hunde heißt es Lass Dir öfter mal etwas sagen, was Du nicht hören willst! Es geht darum, wahrhaftig hin zu hören und das Gesagte zu reflektieren, um die Vielschichtigkeit in ihrer Komplexität zu begreifen. Dem Zitat möchte ich ergänzend hinzufügen, dass es ein bedeutungsvoller Wesenszug sein kann, nicht immer das letzte Wort zu haben. Wem das schwerfällt, möchte ich eine von mir sehr geschätzte Formel ans Herz legen, die eine hitzige und vor allem nicht enden wollende Diskussion auf liebevolle Weise zum Erliegen bringt: Let’s agree to disagree.