Über mich
Einen aufpolierten Lebenslauf sucht man hier vergebens. Meine Begeisterung gehört den Abweichler*innen, Nonkonformist*innen und Ausnahmen von der Regel.
An einer Geschichte interessieren mich die Schaffensphasen vor dem Durchbruch und jene Herausforderungen, die dem Gelingen vorausgingen ebenso wie das erfolgreiche Scheitern oder jene Fragen, die derweil unbeantwortet blieben. Diese Faszination hat den großen Vorteil, dass mein eigener Lebensentwurf sich darin wesentlich besser widerspiegelt.
1975 in Göttingen geboren, zog es mich nach dem Abitur nach Berlin, das mit seiner zwiespältigen und zerbrochenen Geschichte genau der Ort zu sein schien, der zu mir passte. In den auslaufenden Neunzigerjahren reagierte meine neue Wahlheimat täglich auf neue Veränderungen. Ein unbeschriebenes Blatt an Lebenserfahrung und das wenig vorausschauende Lebensgefühl boten viel Raum für Kreativität und umso mehr Potential für nonkonforme Ideen. Von vorgelebten Stereotypen befreit, sog ich alles in mir auf und schätzte mich glücklich im Epizentrum des Umbruchs verweilen zu dürfen, wo der unaufhörliche Wandel der Hauptstadt vor schritt. Doch neben Subkultur und einem ungewohnten Freiheitsgefühl gab es auch für mich gesellschaftskonforme Disziplinen, die mit Literatur- und Kommunikationswissenschaften begannen und auf die ein Abschluss in Electronic Business an der UdK erfolgte.
Die sozialpsychologischen Kompetenzen, die ich studienbegleitend in angesagten Szenelokalen sammeln durfte, zählen aber auch zu meinen prägenden Erfahrungen, auf die erste berufliche Erfahrungen bei Universal Music und eine langjährige Praxis bei der Modemesse Bread & Butter folgten. Berlin bot ausreichend Zerstreuung, um sich dem teils beruflichen, aber überwiegend privat antizipierten Zeitgeist hinzugeben. Spannende Initiativen und unterstützenswerte Projekte kamen und gingen und so gründete ich mit anderen beispielsweise die Jungen Freunde der Deutschen Oper Berlin.
Nach der Geburt meines Sohnes in 2012 erfolgte auch beruflich eine Neuausrichtung hin zu nachhaltigen Themen, die sich beispielsweise innovativen Verkehrskonzepten oder der Plastikvermeidung verschrieben haben. Erste Berührungspunkte mit professioneller Textarbeit in Form von Businessplänen, Webseiteninhalten oder Informationsvideos nahmen hier ihren Anfang. Meine Liebe zur Sprache und ein erzählerisches Talent wurden jedoch erst durch die Offenbarung meiner eigenen Geschichte vollends erweckt, als ich begann, all das zu Papier zu bringen, was mich zuvor jahrelang sprachlos gemacht hatte.
Seit etwa 15 Jahren leide ich an einer unheilbaren und stetig voran schreitenden Augenerkrankung, die sich inzwischen auf alle Lebensbereiche auswirkt. Der Weg zu Aktzeptanz dieser Diagnose, welche gelegentlich das Potential besitzt, mich komplett aus der Bahn werfen zu können, war enorm steinig und formte mich zu der Person, die ich heute bin.
Foto: Winfried Veil